Roche/Jean Jacques Schaffner

Roche folgt Novartis und investiert Milliarden in den USA

Wenige Tage nach der Ankündigung vom Basler Nachbarn Novartis kündigt auch die Roche Holding an, massiv in den USA zu investieren. Es sollen auch bei Roche rund 50 Mrd. US-Dollar in den nächsten fünf Jahren in diverse neu- und ausgebaute Produktionsstätten in den Vereinigten Staaten fließen.

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Roche investiert 50 Mrd. US-Dollar in den USA und plant damit den Ausbau von Forschung, Produktion und Arbeitsplätzen in seiner Pharma- und Diagnostiksparte in den Vereinigten Staaten. Ziel sei der Ausbau von Forschungseinrichtungen und Produktionskapazitäten in mehreren Bundesstaaten sowie die Schaffung von über 12.000 neuen Arbeitsplätzen, darunter 1.000 direkte Stellen bei Roche und über 11.000 in der erweiterten Fertigung.

Mit dieser Aktion, aber auch mit der Wortwahl folgt Roche in Teilen der Ankündigung von Novartis von vor wenigen Tagen,  in den kommenden fünf Jahren ebenfalls rund 50 Mrd. US-Dollar an diversen US-Standorten zu investieren. Wie Novartis „unterstreiche“ Roche mit dieser Initiative seine bestehende starke Präsenz in den USA: Der Konzern beschäftigt dort bereits über 25.000 Mitarbeiter an 24 Standorten in acht Bundesstaaten – darunter 15 F&E-Zentren und 13 Produktionsstätten.

Zu den geplanten Maßnahmen zählen unter anderem:

  • Neubau und Erweiterung von Produktions- und Logistikanlagen in Kentucky, Indiana, New Jersey, Oregon und Kalifornien

  • Aufbau einer modernen Gen-Therapie-Produktionsstätte in Pennsylvania

  • Errichtung eines 300.000 qm großen Werks für neue Adipositasmedikamente (Standort wird noch bekanntgegeben)

  • Neue Produktionsstätte für kontinuierliche Glukosemessung in Indiana

  • F&E-Zentrum für KI-gestützte Forschung in Massachusetts, mit Fokus auf kardiovaskuläre, renale und metabolische Erkrankungen

  • Ausbau bestehender Forschungsstandorte in Arizona, Indiana und Kalifornien

Roche-CEO Thomas Schinecker kommentierte: „Mit dieser Investition bekräftigen wir unser langfristiges Engagement in den USA. Seit über 110 Jahren leisten wir dort einen bedeutenden Beitrag zu Innovation, Beschäftigung und geistigem Eigentum – sowohl in der Pharma- als auch in der Diagnostiksparte.“

Roche plant, nach Inbetriebnahme aller neuen Anlagen mehr Medikamente aus den USA zu exportieren als zu importieren, so das Unternehmen.  Damit wird deutlich, dass die Androhung der Pharmazölle durch die Trump-Regierung ein Beweggrund für die kräftige Investitionsentscheidung gewesen sein dürfte. In der Diagnostiksparte sind die Verhältnisse aus Export und Import schon jetzt „trumpgefällig“: Bereits heute erzielt der Diagnostikbereich einen Exportüberschuss aus den USA in andere Länder.

Der zeitliche enge Zusammenhang der Entscheidungen der beiden Schweizer Pharmagiganten gleicht in der Deutlichkeit einem Kotau vor der Trump-Administration. Das Gefühl wird verstärkt durch die besonders schnelle Reaktion beider Unternehmen auf die Forderungen der neuen US-Regierung, dass Unternehmen die mit den USA Geschäfte machen wollten, die Diversitäts- und Inklusionsregelwerke abzuschaffen hätten. Roche und Novartis haben dies in aller Stille vollzogen und bleiben derzeit alleine bei ihren Klimazielen (noch) standhaft. Auch die Medienpolitik der Unternehmen mag man mit etwas Stirnrunzeln beobachten. So hat Novartis bisher die Investitionsankündigung nur auf der US-amerikanischen Webseite veröffentlicht, während die Information auf der globalen Webseite (.com) sowie der deutschsprachigen nicht publiziert wurde.

Aufgescheucht wurden die Schweizer Pharmaunternehmen – neben Roche und Novartis auch Lonza und viele weitere – durch eine sogenannte Section-232-National-Security-Investigation des US-Handelsministeriums vor wenigen Tagen. Im Rahmen dieser Untersuchung will das amerikanische Handelsministerium herausfinden, ob die nationale Sicherheit der USA wegen einer allzu starken Abhängigkeit von Arzneimittel-Importen gefährdet ist, und was diverse Unternehmen und ganze Länder zur Verbesserung dieser Situation (aus Perspektive der USA) bereit sind zu tun. Die Firmen haben nur 21 Tage Zeit, auf den Fragekatalog zu antworten. Darin wird unter anderem ausdrücklich gefragt, ob diese Abhängigkeit durch die Erhöhung von Produktionskapazitäten in den USA reduziert werden könnte.

Die Schweizer Pharmaindustrie exportiert immerhin laut Branchenverband scienceindustries für rund 32 Mrd. CHF Arzneimittel, Vitamine und Diagnostika in die USA. Insgesamt geben die USA jedoch rund 460 Mrd. US-Dollar im Jahr für Arzneimittel aus, der größte Teil davon seien importierte Güter. Mit den Investitionsentscheidungen haben Roche und Novartis nun einige Argumente auf ihrer Seite. Bei der hohen Geschwindigkeit des „Einlenkens“ bleiben  jedoch Fragezeichen bestehen wegen des gleichzeitigen Abräumens des in vielen früheren Imagekampagnen hochgehaltenen Diversitäts-Codexes.

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